Nach nunmehr zehnjähriger Laufzeit ist das NABU-Naturschutzprojekt zur Anlage eines Rhein-Seitenarms in der Bislicher Rheinaue erfolgreich beendet. Pflanzen und Tiere erobern ihren neuen Lebensraum. Der durch die Bauarbeiten beeinträchtigte Anlegebereich der Fähre Bislich-Xanten wird ausgebaggert.

Mehr Flussnatur am Niederrhein – das war das Ziel des Naturschutzprojektes, dass die NABU-Naturschutzstation Niederrhein mit ihren Projektpartnern, der Biologischen Station im Kreis Wesel, der Universität zu Köln, dem Planungsbüro Koenzen und dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, in der Bislicher Rheinaue umgesetzt hat. Ein insgesamt etwa 1.300 Meter langer mit dem Rhein verbundener Seitenarm entstand.

Ursprünglich sollte eine etwa 2.500 Meter lange und vollständig durchströmte Nebenrinne geschaffen werden. Dies scheiterte an der Nichtverfügbarkeit eines Grundstückes. Die Weiterentwicklung des Seitenarms zur durchströmten Nebenrinne wird jedoch weiterhin angestrebt. Während der mehrjährigen Vorbereitungs- und Planungszeit wurden umfangreiche Voruntersuchungen, wie zum Beispiel Boden- und Kampfmitteluntersuchungen sowie hydrologische Modellstudien, durchgeführt. Zudem flossen Vorgaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sowie Abstimmungen mit Behörden, Interessengruppen und Grundstückseigentümern in die umfassende Planung ein.

Im September 2016 begannen mit dem ersten symbolischen Spatenstich die Bauarbeiten, die – mit Unterbrechungen durch Vogelbrut und -rastzeit sowie Hochwasser – bis in den Herbst 2018 dauerten. Der Seitenarm bietet nun vielen Pflanzen- und Tierarten einen dynamischen und flussauentypischen Lebensraum, der am Niederrhein selten geworden ist. Durch die tiefe Anbindung des Seitenarms auf dem mittleren Niedrigwasserniveau – entsprechend einem Pegelstand von etwa 180 cm am Pegel Wesel – wird der Seitenarm an durchschnittlich 330 Tagen im Jahr mit dem Rhein verbunden sein.

Die Untersuchungen der Pflanzen- und Tierwelt zeigten, dass der Seitenarm und seine Uferbereiche bereits kurz nach der Fertigstellung von seltenen Vogelarten wie Kiebitz und Flussregenpfeifer als Brutplätze genutzt werden. Die Polei-Minze, eine sehr seltene und gefährdete Pflanzenart, breitete sich auf den Uferflächen aus und bildet hier ihren wohl größten Bestand in Nordrhein-Westfalen. Viele Fische finden im Seitenarm einen vor starken Schiffswellen geschützten Lebensraum, den sie für ihre Vermehrung benötigen und der am Hauptstrom nicht zur Verfügung steht. Somit trägt der neue Seitenarm maßgeblich zur ökologischen Verbesserung des Niederrheins und seiner Flussaue bei.

Bei Hochwasserereignissen kam es zu Ausspülungen von Bodenmaterial aus dem Baustellenbereich, das sich teilweise im Bereich des Anlegers der Fähre Bislich-Xanten ablagerte. Zudem lagerte der Rhein selbst einiges an Kies und Sand im Anlegerbereich und der rheinseitigen Zufahrt ab. In einer gemeinsamen Aktion des Naturschutzprojektes, der Stadt Wesel und dem Heimat- und Bürgerverein Bislich wird der gesamte Bereich nun umfangreich ausgebaggert. Die dafür notwendigen Vermessungsarbeiten und Bodenproben sind bereits erfolgt und die Ausbaggerung wird demnächst beginnen.

Das Naturschutzprojekt wurde von der Europäischen Union, dem Land Nordrhein-Westfalen, der Umweltstiftung Michael Otto und der Kurt Lange Stiftung gefördert.

Seitenarm Bislich Chrobock
Einlaufbereich des Bislicher Seitenarms

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